BIHF Bürgerinitiative Herdringer Forst
In einer kürzlich veröffentlichten "Kurzfristanalyse zur Kostensituation der Windenergie an Land" kommt man bei Deutsche Windguard zu folgenden Zahlen: Die spezifischen Hauptinvestitionskosten im Quartal 4/2022 für WEA größer 250 m und Leistungen > 6 MW belaufen sich durchschnittlich auf 1.150 €/kW. Die gesamten Investitionsnebenkosten belaufen sich nach der genannten Unterlage im Durchschnitt auf 637 €/kW. Das ergibt eine durchschnittliche Investitionshöhe von 1.787 €/kW. Betriebs- und Finanzierungskosten lassen wir an dieser Stelle ebenso unberücksichtigt, wie die zu erwartenden Wartungs- und Rückbaukosten.
Im Falle des geplanten Windparks im Herdringer Forst ist aufgrund der örtlichen Lage und des notwendigen Ausbaus der Zuwegungen zu den einzelnen Anlagen mindestens von den genannten Kosten in Höhe von 1.787 €/kW auszugehen. Aufgrund des schwierigen Standortes womöglich eher von höheren Kosten. Macht für eine einzige WEA der geplanten Größenordnung ein Invest von mindestens 13,4 Mio. €.
Eine WEA mit 6 MW Leistung liefert einen Ertrag von ca 10.000 - 14.000 MWh pro Jahr (Quelle: Windkraft-brand.de). Nimmt man diese Zahlen zur Grundlage, so könnte eine der geplanten 7,5 MW-Anlagen 12.500 - 17.500 MWh pro Jahr liefern.
JUWI geht davon aus (siehe juwi.de), dass mit den 35 geplanten Anlagen 262,5 MW Energie erzeugt werden können. Diese Energiemenge soll laut JUWI ausreichen, 150.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Das ergibt ca 4.250 Haushalte je geplanter WEA mit 7,5 MW.
Im Durchschnitt liegt der Stromverbrauch eines Haushaltes bei 3.500 kWh/Jahr. JUWI geht also davon aus, dass die 262,5 MW der 35 Anlagen ca. 525.000.000 kWh pro Jahr erzeugen.
Gehen wir davon aus, dass hochmoderne Anlagen eingesetzt werden sollen, so kann das seitens JUWI avisierte Ergebnis am geplanten Standort durchaus erreichbar sein.
Wohlgemerkt zu Mindestkosten von ca. 13,4 Mio. € je geplanter WEA.
Kann sich das lohnen?
Selbstverständlich kommt es - wie so oft - auf den Standpunkt der Betrachtung an. Seitens Waldbesitzer und/oder Investor möglicherweise ein lohnendes Vorhaben.
Doch seitens der Kommunen oder der Anlieger stehen viele Fragezeichen im Raum.
Die Erläuterung
In Arnsberg gibt es ca. 17.500 Gebäude mit Wohnungen. Davon sind ca. 17.000 Häuser freistehend, Doppelhaushälften oder Reihenhäuser (Quelle Zensus 2011, die Daten des Zensus 2022 werden erst Mitte des Jahres erwartet).
Geht man davon aus, dass 12.000 dieser Häuser für die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) geeignet sind und ca. 2.000 PV-Anlagen bereits errichtet wurden, dann verbleibt ein Potential von 10.000 Dächern!
Würde man jedes dieser Dächer mit einer 10 kWp-PV-Anlage versehen, so müssten dafür bei einem Einzelpreis von 10.000,- € je Dach etwa 100 Mio. € investiert werden. Kein kleiner Betrag, doch wie aktuelle Messungen an bereits bestehenden PV-Anlagen im Raum Arnsberg zeigen, erreichen die Anlagen je kWp in Arnsberg einen Ertrag von ca. 1.000 bis 1.200 kWh je installiertem kWp (Quelle: https://www.energieversum.de/photovoltaik-ertrag/). Das ergibt bei 10 kWp also 10.000 kWh bis 12.000 kWh pro Jahr.
Multipliziert man dieses Ergebnis mit 10.000 Anlagen, so ist ein Stromertrag von insgesamt 100.000.000 bis 120.000.000 kWh pro Jahr wahrscheinlich. Damit könnten - legt man den Durchschnittsverbrauch eines Haushalts von 3.500 kWh/Jahr zugrunde - etwa 34.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Um dieses Ziel erreichen zu können, müssten laut Juwi (ca 4250 Haushalte je geplanter WEA) demnach für die 34.000 Haushalte die per PV-Anlagen auf Arnsberger Dächern versorgt werden könnten acht der geplanten WEA errichtet werden. Das ergibt eine Investitionssumme von min. ca. 108 Mio €. Jedoch nur dann, wenn die Investitionssumme von 1.787 €/kW ausreicht. Würden die Kosten auf 2.000 €/kW ansteigen (z:B. durch gestiegene Zinsen,) so müssten insgesamt knapp 121 Mio. € für acht der geplanten WEA investiert werden.
Investitionen, von denen die Anwohner und örtlichen Unternehmen sehr wahrscheinlich keinerlei Nutzen haben würden.
Ganz anders sähe das bei dem angedachten 10.000-Dächer-PV-Projekt aus. Waldverlust und Vogelschlag, Vernichtung des Naherholunsgebietes, schädliche Emissionen sowie zu erwartende schwächelnde Immobilienwerte würden bei dieser Lösung gänzlich entfallen. Im Gegenteil! Dazu kommt, dass nicht global tätige Unternehmen - ohne Anbindung an die Region - sondern ortsansässige Handwerksunternehmen größtenteils die PV-Anlagen erstellen könnten. Womit dann auch wieder zusätzliche Steuergelder in das Stadtsäckel fließen würden.
Dies ist nur ein Beispiel. Ähnliche Betrachtungen können für jede andere der betroffenen Kommunen gemacht werden.
Kritiker könnten jetzt anführen, dass eine 10 kWp-PV-Anlage zum Preis von 10.000,- € eher Wunschdenken sein dürfte.
Doch das stimmt nicht in jedem Fall. Aktuell werden z.B. 10 kWP PV-Anlagen für Endverbraucher inkl. Speicher ab ca. 8.000,- € angeboten (Erwerb aller Bauteile ohne Montage. Beispiel: https://www.tepto.de/Photovoltaik/PV-Komplettset/10-kWp-PV-Komplettsets/). Zu beachten ist nämlich, dass Endverbraucher bisher (Stand Januar 2024) KEINE Mehrwertsteuer zahlen müssen).
Die geplanten Windenergieanlagen im Herdringer Forst benötigen nach dem zuvor angestellten Vergleich gegenüber einem 10000-Dächer-PV-Programm in Arnsberg einen nahezu identischen Investitionsaufwand bei vergleichbarem Energieertrag.
Allerdings mit gewaltigen Nachteilen:
1. Waldvernichtung durch Rodung und Zuwegung (dauerhaft, da die Anlagen aus Sicherheitsgründen permanent erreichbar sein müssen).
2. Imissionen für Mensch und Tier z.B. in Form von Schall (unterschiedliche Formen) und Licht (z.B. Schatten und nächtliche Beleuchtung)
3. Zerstörung des Lebensraums für Tier und Pflanzenwelt
4. Lebensgefahr für Vögel, Fledermäuse und Insekten
5. Unwägbare Sicherheitsrisiken durch mögliche Unfälle wie z.B. Eisschlag, Delamination, Einsturz, Ölverluste oder Brände
6. Erhebliche und unbekannte Kosten für den Rückbau. Üblicherweise bestehen z.B. die Rotorblätter der Windenergieanlagen aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff). Das gilt bereits heute als Sondermüll. Die aus verschiedenen Kunststoffen wie Polyesterharz, Epoxidharz oder Polyamid in Kombination mit Glasfasern gefertigten Bauteile lassen sich thermisch nicht mehr trennen und sind nur bedingt wieder zu verwerten.
7. Windenergieanlagen sind kontinuierlich und mit erheblichem finanziellen Aufwand zu überwachen, zu warten und zu pflegen.
8. Windenergieanlagen müssen bei zu intensiver Geräuschentwicklung abgeschaltet werden. Niemand kann im Vorfeld sagen, wie oft das der Fall sein wird.
9. Zusätzlich zur Erstellung der WEA sind erhebliche Investitionen für die erforderlichen Stromtrassen notwendig.
10. Anlieger müssen sich ggf. auf fallende Immobilienpreise bei gleichzeitig erhöhten Lärm- und Lichtimissionen einstellen.
11. Völlig unklar ist derzeit, wie sich die Lärmemissionen der geplanten WEA mit den bereits bestehenden Lärmbelästigungen durch die Autobahn, die Flugschneisen (Dortmund und oder Paderborn) oder örtliche Industriebetriebe (z.B. Perstorp) addieren!
12. Regionale Unternehmen und Handwerksbetriebe partizipieren nicht oder nur in geringem Ausmaß von den geplanten Windenergieanlagen.
Fazit:
Alle diese Maßnahmen und Folgen bei und nach der der Errichtung von Windenergieanlagen sind bei PV-Anlagen nicht erforderlich und treten nicht ein. Windenergieanlagen im Arnsberger Wald und insbesondere im Herdringer Forst können nicht nur eine potenzielle Gefahr für Tiere und Menschen darstellen. Sie erweisen sich bei näherer Betrachtung zudem im Vergleich zu PV-Anlagen sehr wahrscheinlich auch als finanziell unrentabel.
BIHF Bürgerinitiative Herdringer Forst
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